Kriegsende (Leserbrief in den OÖ.Nachrichten von Alfred Brandl

Das Kriegsende in Königswiesen

Aus der Chronik des Gendarmeriepostens Königswiesen:

In dieser Zeit der allgemeinen Auflösung und des Zerfalls wurde durch den Ortsgruppenleiter der NSDAP, Dr. Weithner, befohlen, den Markt in Verteidigungszustand zu versetzen. Eine Abteilung SS war hier, um diesem Befehl den nötigen Nachdruck zu verleihen. Am 5. Mai um 11 Uhr kamen amerikanische Parlamentäre und forderten den Bürgermeister auf, den Markt kampflos zu übergeben. Der Bürgermeister sagte dies auch zu und ließ die weiße Fahne hissen. Der Ortsgruppenleiter Dr. Weithner soll aber fernmündlich SS aus St. Pölten herbeigerufen haben, die auch um 15.30 Uhr hier eintraf und sogleich in Stellung ging. Die weißen Fahnen mussten wieder eingezogen werden. Der Bürgermeister, einige Bürger des Marktes und der Postenkommandant versuchten, den Amerikanern entgegenzugehen, wurden aber von der SS beschossen und mussten wieder zurückkehren. Um 18 Uhr kam es zu einem kurzen Feuergefecht mit der amerikanischen Vorhut. (...) Das Gefecht wurde abgebrochen und die Amerikaner bezogen mit sieben Panzern den Höhenrücken von Kastendorf. In der Nacht zum 6. Mai kam laufend SS-Verstärkung an, welche die umliegenden Höhen besetzte.

Am 6. Mai war der ganze Markt in heller Aufregung, alles wimmelte von SS, ein Kampf schien unvermeidlich. Viele Bewohner flüchteten in Bauerngehöfte oder in den Wald. Um ungefähr 13.30 Uhr begann der Kampf etwa zwei Kilometer außerhalb des Ortes. In ganz kurzer Zeit standen drei Häuser in Brand (Kapeller, Kapellmühle und Hüber). Von Mönchdorf feuerte der Amerikaner sieben Panzergranaten in den Ort herein, Gott sei Dank gingen alle über die Kirche ins leere Feld. Das Ziel war der MG-Stand auf dem Kirchturm.

Am 7. Mai setzte der Amerikaner Flieger ein, welche den Markt und die Umgebung umkreisten. Sie beschossen die SS-Stellungen mit Bordwaffen, dabei ging an der Grenze zu Niederösterreich abermals ein Bauerngehöft (Schwarzbauer) in Flammen auf. Die SS stellte hierauf den Kampf ein, aber der Amerikaner stieß nicht mehr vor.
Am 6. Mai wurde Dr. Weithner zu einem Handgranatenunglück nach Mönchdorf gerufen. Er kam nicht zurück. Nach einigen Tagen erfuhr man, dass er von den Amerikanern gefangengenommen wurde. Nach zwei Monaten kam die Nachricht, dass Dr. Weithner sich in Perg durch eine Morphiuminjektion selbst das Leben genommen hatte.

Am Donnerstag gegen Mittag kam die amerikanische Feldgendarmerie an. Die SS übergab symbolisch die Waffen.

Alfred Brandl, per E-Mail

 

Ende der Kampfhandlungen 10. Mai 1945

In den Morgenstunden des 7. Mai 1945 forderte GenMaj Dager Unterstützung durch die US-Air Force an. Kurze Zeit später flogen Jagdbomber – es war der einzige Einsatz amerikanischer Kampfflugzeuge seit dem Eindringen der US-Truppen in Oberösterreich – gegen deutsche Stellungen bei Königswiesen. Aber auch damit konnte die SS nicht vertrieben werden: Sie hielt die Stellungen bis zum 10. Mai. Erst in den Mittagsstunden dieses Tages übergab sie einer Abteilung der US-Militärpolizei symbolisch ihre Waffen: ein Gewehr, ein Bajonett und einen Kragenspiegel.

von alfred1956 (2) · 07.05.2015 06:46 UhrNicht Gramasttten, sondern Königswiesen

Die letzten Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges fanden am Sonntag, den 6. Mai 1945 in Königswiesen statt. Sowohl einige amerikanische als auch Deutsche Soldaten (Weigel u. Hüttenrauch)sind bei den Kämpfen in der Kappermühle gefallen.